Was ist eigentlich die CE Zertifizierung und wieso braucht der Cleveralarm das?

Fangen wir mit einer einfachen Frage an: Oben seht ihr einen Ausschnitt aus der Batterieabdeckung vom Cleveralarm. Heute soll es um das CE-Zeichen gehen, das ihr auf dem Bild seht und bestimmt auch schon auf anderen Produkten gesehen habt, oder? Und jetzt: Hand aufs Herz: Wisst ihr was das CE-Zeichen eigentlich genau bedeutet? Ich wusste es übrigens nicht bevor ich nicht den Cleveralarm verkaufen wollte. Denn wenn man als Hersteller ein Gerät in Europa verkaufen möchte kommt man um das CE Zeichen nicht herum. Und so habe ich mich länger und intensiv mit diesem Zeichen auseinandergesetzt. Heute soll es um die Frage gehen, was das CE Zeichen eigentlich ist und wieso es für den Cleveralarm wichtig ist.
Bevor wir tief "einsteigen" hier noch ein paar Basics: CE bedeutet "Conformité Européenne" und bedeutet nichts anderes, dass das Gerät die (technischen) Voraussetzungen erfüllt, in der EU verkauft zu werden. Es geht hier um Verbraucherschutz und zwar hat die EU für jede Produktkategorie ein Mindestmaß definiert, was ein Produkt dieser Kategorie erfüllen muss. Nur wenn ein Produkt diese Mindestvoraussetzungen erfüllt, darf das Produkt in der EU verkauft werden. Dass das Produkt die Voraussetzungen erfüllt zeigt der Hersteller damit, dass er das schicke CE Zeichen auf seine Geräte druckt.
Von der Theorie zur Praxis: Wie bekommt man das CE Zeichen?
Jetzt gehen wir mal von der blanken Theorie zur Praxis und fragen uns, was man eigentlich machen muss, um das CE Zeichen auf seine Produkte drucken zu dürfen. Zuerst muss man also die Anforderungen kennen, die die EU für die Produktkategorie vorgibt. Eigentlich ziemlich einfach wenn das kleine Wörtchen Wenn nicht wäre... Denn die Gesetze stehen zwar alle im Internet aber die Gesetze sind (zumindest für alles was für den Cleveralarm relevant ist) sehr unkonkret und stattdessen wird auf den Stand der Technik verwiesen, der einzuhalten ist. Und wo kommt jetzt der Stand der Technik her? Der Stand der Technik wird in Gremien besprochen. Für den Cleveralarm ist das zum Beispiel ein Gremium unterhalb des VDE (Verband der Elektrotechnik und Informationstechnologie). Ich bin kein Experte auf dem Gebiet und möchte niemandem zu Nahe treten aber ich verstehe es so, dass der VDE selber natürlich auch Geld einnehmen muss und dann den Output der Gremienarbeit verkauft. Und leider werden diese Normen sehr teuer verkauft. Als junges Unternehmen hat man dann also ein Gesetz, das auf den Stand der Technik verweist und der Stand der Technik muss teuer bezahlt werden. Teuer heißt in diesem Kontext 300 bis 500€ je Norm und man braucht mehrere Normen. Mein persönliche Meinung ist, dass das ein Unding ist. Ich finde, dass alle Dokumente, um die Gesetze einzuhalten, frei im Internet verfügbar sein sollten. Vielleicht starte ich dazu einmal eine Petition, denn das ist aus meiner Sicht eine signifikante Markteintrittsbarriere.
Daneben gibt es noch einen kleinen aber feinen Schmanckerl: Weil das ganze für Laien eigentlich nicht zu verstehen ist gibt es eine ganze Industrie drumherum, die einem bei dem Erstellen der Dokumente helfen möchte. Helfen möchte im Sinne von Helfen gegen Bezahlung... Und ihr könnt es euch denken: Selbstverändlich ist das auch wieder teuer. 5000 € aufwärts. Es hat sich also ein ganzes Ökosystem von Firmen etabliert, die einem dabei helfen, die von der EU vorgegebenen Dokumente zu erstellen. Bitte nicht falsch verstehen: Ich find das CE Zeichen grundsätzlich super sinnvoll. Aber wenn man für die Erfüllung der Gesetze schon wieder Hilfe braucht läuft doch etwas falsch. Beim Programmieren kenne ich es so, dass es "Hello World" Programme gibt: Also Minimalbeispiele. Vielleicht habe ich diese "Minimalbeispiele" nur nicht gefunden, aber ich habe sie leider nicht gefunden. Deshalb bitte liebe EU: Ein konkretes Minimalbeispiel wie die Dokumentation für ein einfaches Produkt aussehen muss wäre wirklich hilfreich zum Einstieg. Vielleicht stelle ich die CE Dokumentation für den Cleveralarm hier bei Gelegenheit zur Verfügung.
Wo stehen wir jetzt: Wir stehen dort, dass es Gesetze gibt, die die Minimalanforderungen an Produkte definiert. Wir stehen dort, dass die Gesetze zwar frei im Internet verfügbar sind die Normen aber nicht. Wir stehen dort, dass es eine Industrie um die CE Zertifizierung drumherum gibt, um die Dokumente korrekt zu formulieren. Und das Highlight wie ich finde ist, dass ein Hersteller die Konformität des Produktes auch selber ausstellen darf. Ihr habt richtig gelesen: Es gibt viele Anforderungen - alle mit dem Ziel einer hohen Produktsicherheit - und dann ist es ausreichend, wenn ein Hersteller bestätigt, dass alle Anforderungen eingehalten werden. Ich find das verrückt.
So leid es mir tut aber das hat nichts mit Produktsicherheit zu tun. Von daher ist der reale Wert des Zeichens leider sehr sehr überschaubar (meine Sicht!). Bei mir bleibt hängen: Viel Bürokratie für wenig realen Nutzen. Derjenige Hersteller, der Produktsicherheit ernst nimmt hätte sich so oder so die Gedanken gemacht, die auch CE vorschreibt und derjenige, der es nicht ernst nimmt kann einfach behaupten, dass sein Gerät sicher ist. Wenn der Hersteller dann auch noch im Ausland sitzt ist der Durchgriff der europäischen Behörden sehr beschränkt wie ich vermute. Und selbst, wenn mal ein Hersteller auf die "schwarze Liste" kommt und sein Produkt nicht weiter verkauft werden darf: Ich vermute, der Hersteller würde dann einfach eine Tochterfirma gründen und das Gerät mit geringfügigen Modifikationen erneut auf den europäischen Markt bringen.
So und wie lief die CE Zertifizierung beim Cleveralarm?
Ich möchte euch jetzt noch erläutern, was ich beim Cleveralarm gemacht habe. Dazu möchte ich zunächst die einschlägigen Gesetze nennen, an die sich der Cleveralarm halten muss:
- Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU.
- EMV-Richtlinie 2014/30/EU.
- Funkanlagenrichtlinie (RED) 2014/53/EU
- RoHS-Richtlinie 2011/65/EU
Interessant ist, dass die Niederspannungsrichtlinie eigentlich erst ab Spannungen von 50 Volt gilt. Kurz zur Info: Der Cleveralarm nutzt ein Spannungsniveau, das Faktor 15 unterhalb dieser Spannung liegt. Trotzdem schreibt die Funkanlagenrichtlinie (RED) vor, dass jedes Gerät, das unter die Funkanlagenrichtlinie fällt auch auf die Niederspannungsrichtlinie getestet werden muss. Warum auch immer. Die RoHS-Richtlinie sagt aus, dass keine Bauteile mit gefährlichen Inhaltsstoffen verwendet werden dürfen (Fokus: Umweltschutz, Förderung Recycling). Das ist einfach zu kontrollieren, indem man sich die Datenblätter der Bauteile anschaut und nur Bauteile mit RoHS-Siegel verwendet. Es bleiben also noch die ersten drei Dokumente, die ich mir genauer ansehen musste, um guten Gewissens dem Cleveralarm ein CE Zeichen zu attestieren.
Vereinfacht geht es bei den ersten drei Dokumenten viel um "Elektrosmog" und Schutz des Anwenders. Schutz des Anwenders zum Beispiel, dass es keine scharfe Kanten gibt, dass sich das Gerät nicht überhitzt, dass das Gerät gut elektrisch isoliert ist, dass das Gerät im Normalbetrieb keine giftigen Dämpfe freisetzt und so weiter. Bis auf das Thema Elektrosmog kann ich alle dieser Punkt guten Gewissens selber bescheinigen. Das Problem ist, dass ich nicht wusste, ob das Gerät Elektrosmog abgibt. Da ich keine Schleuder für Elektrosmog in Umlauf bringen möchte bin ich in ein spezielles Testlabor gefahren, um das genau untersuchen zu lassen.
Der Cleveralarm im Testlabor
Zuerst habe ich im Internet eine kleine Recherche gemacht und auch bei den Testlaboren gibt es eine enorme Spannbreite der Kosten. Das Testlabor was ich für die Tests vom Cleveralarm ausgewählt hatte hat mich durch ein sehr faires Preismodell überzeugt und der Geschäftsführer hat auf mich einen sehr zugewandten Eindruck gemacht. Beides super Voraussetzungen wie ich finde! Aus diesem Grund bin ich in das Testlabor von ProEMV gefahren.

Hier seht ihr ein Bild von dem Raum in dem die meisten Tests gemacht wurden. In der Mitte ist ein Tisch, der auf einer rotierenden Platte steht. Auf dem Tisch ist der Cleveralarm. Was ihr im Bild nicht erkennen könnt sind verschiedene Antennen, die die Strahlung des Gerätes messen. Damit auch wirklich nur die Strahlung des Gerätes gemessen wird ist der Raum speziell gegen Strahlung von außen isoliert. Um das zu erreichen ist die komplette Wandfläche von innen mit speziellen Absorbern bedecken (den spitz zulaufenden Hütchen, die ihr im Hintergrund seht). Ich vermute das Prinzip ist ähnlich, wie, wenn Bands in ihrem Proberaum Eierschachteln an die Wände kleben, um den Schall nach außen zu dämpfen aber auch, um wenig Schall von außen nach innen in ihren Proberaum zu lassen.
Nachdem das Gerät aufgebaut wurde haben die Messungen begonnen. Die ganzen Messungen haben ungefähr fünf Stunden gedauert und es war wirklich ziemlich langweilig. Das Gerät hat halt gemessen und alles läuft automatisch. Gab nicht viel zu tun. Die gute Nachricht: Der Cleveralarm hat die Tests alle mit Bravour bestanden. Juhu!
Zum Schluss wurde das Gerät noch auf Isolationsfestigkeit und Reaktion im Magnetfeld getestet. Dazu ging es in einen anderen Raum wo die entsprechenden Messgeräte aufgebaut waren. Auch diese Tests hat der Cleveralarm alle ohne Probleme bestanden. Juhu!
Zusammengefasst war es ein langweiliger Tag für mich aber ein aufregender Tag für den Cleveralarm, der alle Tests bestanden hat. Juhu 😄.