Säureangriffe in Berlin und eine offene Tiefgarage

Die Geschichte des Cleveralarms beginnt mit einer offenen Tiefgarageneinfahrt. Und zwar leider mit einer Tiefgarageneinfahrt, die sehr lange offen stand.

Was war passiert? Ich wohne in einem Wohnblock mit einer eigenen Tiefgarage (mittlerweile quasi Standard bei Neubauten in Berlin - also keinen falschen Eindruck bekommen, hier schreibt niemand aus einer "noblen-schicki-micki-Gegend"). Wichtig für die weitere Geschichte ist, dass die Ausfahrt der Tiefgarage direkt auf eine zu Stoßzeiten viel befahrene Strasse führt. Bedeutet im Umkehrschluss: Man kann nicht direkt aus der Tiefgarage fahren sondern muss eine Lücke im fließenden Verkehr abwarten. So auch einem meiner Nachbarn passiert irgendwann im April 2023. Zu unser aller Unglück hat das Tiefgaragentor aber nicht mitbekommen, dass mein Nachbar noch nicht aus der Tiefgarage gefahren ist, weil er noch besagte Lücke im Verkehr gesucht hat. Was dann passiert ist ist an Dramatik kaum zu Überbieten: Das Tiefgaragentor ist wie gesagt heruntergefahren und durch einen Zufall genau zwischen Anhängerkupplung und Heck gefahren. Das wiederum hat mein Nachbar nicht mitbekommen, weil er ja wie gesagt die Lücke im Verkehr gesucht hat. Das Ende vom Lied war ein stark beschädigtes Tiefgaragentor....

Das wäre alles nicht so wild gewesen, wenn es nicht eine Brandschutzverordnung in Deutschland geben würde, die besagt, dass aus Gründen der Sicherheit (Fluchtwege) neben der Tiefgarageneinfahrt ein weiterer Fluchtweg vorhanden sein muss. In unserem Wohnblock wurde das so gelöst, dass der Zugang zur Tiefgarage von jedem Haus nicht verriegelt werden kann. Im Umkehrschluss hat sich hier leider ein Eldorado für Einbrecher ergeben: Durch die offene Tiefgarage kommen Einbrecher ohne Probleme in die Tiefgarage und über den "Fluchtweg" kommen sie in jedes Haus.

Wie das in Berlin der Fall ist wussten nach sehr kurzer Zeit die organisierten Diebesbanden Bescheid und haben das ziemlich intensiv ausgenutzt. Dabei haben wir schmerzlich erfahren, dass der simple Einbruch mit Brecheisen oder Dietrich sowas von 90er ist. Stattdessen wird jetzt ein anderes Muster gefahren: Zunächst wird in der Nacht jede Tür mit einem sehr dünnen Klebefaden markiert. Dieser Faden wird so geklebt, dass er durchbrochen wird, wenn die Tür aufgeht. Ihr könnt euch denken, wozu die Diebe das machen: Genau, damit werden die Wohnungen ausgescouted, in denen die Bewohner gerade nicht da sind. Man glaubt es kaum, aber die Klebestreifen sind so dünn und so "gut" angebracht, dass man sie nur bemerkt, wenn man wirklich weiß, worum es geht.

Ist eine der Wohnungen leer wird diese in der nächsten Nacht aufgebrochen. Moment falsch. Aufbrechen macht ja Lärm und könnte die Nachbarn wecken. Stattdessen wird Salpetersäure (kein Verschreiber - Salptersäure wie in wirklich giftig) in das Schloss gespritzt. Die Salpetersäure zersetzt die Türschlossmechanik und man mag es gar nicht glauben aber die Tür kann dann einfach aufgedrückt werden - ohne, dass der Einbruch von den Nachbarn bemerkt wird.

Ihr könnt euch vorstellen, wie schockiert wir alle waren. Ein paar Nachbarn haben dann Kameras installiert und so konnten sie ein paar gute "mug shots" von den Dieben erstellen - und ich hoffe, ich trete jetzt keinem Einbrecher auf die Füße: Aber mit den Gestalten, die wir abgelichtet haben, will man sich nicht zum Kaffeetrinken treffen. Mittlerweile haben auch verschiedene Medien über diese neue Masche berichtet (zum Beispiel hier oder hier.)

In der Zwischenzeit hat sich auch die Reperaturfirma für das Garagentor gemeldet und von "unvorhergesehenen" Lieferschwierigkeiten und "einer besonderen Komplexität der Reparatur" gesprochen. Mich hat das alles ziemlich schockiert: Auf der einen Seite Halunken im Flur, auf der anderen Seite eine offenkundig langwierige Reparartur der Tiefgarage. Getreu dem Motto (ich mag es eigentlich nicht, aber es passt hier gut :-) "dem Ingenieur ist nichts zu schwör" habe ich überlegt, dass ein kleiner Kasten mit etwas Elektronik und einem Riegel wahrscheinlich mindestens mal stark abschreckend wirkt und eigentlich gar nicht so schwer zu bauen ist.

Das war die Geburststunde vom Cleveralarm.

Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass Einbrüche in Berlin häufiger sind als man das eigentlich denkt. Wo ich jetzt die Augen und Ohren etwas offener halte was Sicherheit angeht habe ich gemerkt, dass gefühlt jeder jemanden kennt bei dem schon einmal in der Wohnung eingebrochen worden ist. Als ich das verstanden habe habe ich mir überlegt, das Hobbyprojekt "Cleveralarm" mehr Leuten zugänglich zu machen. Vor allen Dingen aus zwei Gründen: Einmal um Leuten zu helfen und andererseits weil ich es unwahrscheinlich "cool" finde, wenn ein von mir entworfenens Produkt anderen Menschen hilft und wirklich bei anderen Menschen im Einsatz ist. Im Vordergrund steht also nicht das reich werden (nur um Gerüchten vorzubeugen: ich werde mit dem Cleveralarm niemals reich) sondern dass ich mit dem Cleveralarm anderen Menschen durch eine unkomplizierte Lösung helfen kann.

So genug des ersten Blogeintrages. Ich hoffe, ihr versteht jetzt etwas besser, wie der Anfang vom Cleveralarm ist.

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